Die Goldene Pforte (1225) am Freiberger Dom ist ein herausragendes Kunstwerk der Spätromanik von europäischem Rang. Dehio nennt sie „an Pracht selten, an innerem Adel niemals mehr überboten.“
Den historischen Hintergrund bildet das Aufblühen des Silberbergbaues und die Errichtung einer spätromanischen Marienkirche am Ende des 12. Jahrhunderts, deren Eingangsportal sie war.
Die inzwischen verloren gegangene Farbenpracht hat ihr den erstmals 1524 nachweisbaren Namen „gulden thure“ gegeben. Wie eine aufgeschlagene Bibel stellt sie ein Beispiel der spätromanischen Kunst dar; vor allem aber ein Zeugnis des christlichen Glaubens. Im Tympanon ist das Thema die Epiphanie, die Erscheinung des Herrn in dieser Welt durch die Jungfrau Maria zu finden. Die acht Figuren an den Gewänden rechts und links stehen in symbolischer Beziehung zum Thema: Aaron und Daniel, David und Bathseba, König Salomo und die Königin von Saba, sowie Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist.
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In den Archivolten werden im inneren Bogen die Krönung Mariens zur Himmelskönigin dargestellt, in den beiden mittleren Bögen werden 14 Apostel gezeigt. Besondere Bedeutung besitzt der äußere Bogen, denn er zeigt, dass das Portal nicht als Gerichtsportal konzipiert wurde, sondern die Erlösung des Menschen bei Gott durch die Geburt und das Leben, Sterben und Auferstehen Jesu zum Thema hat. So finden sich keine Höllendarstellungen, sondern auf beiden Seiten des Engels, der in der Mitte die Verstorbenen erwartet und an den Handgelenken in den Himmel zieht, Erlöste.
Als Urheber des geistlichen Programmes wird der Abt des Zisterzienserklosters Altzella bei Nossen, Ludeger, angenommen.
Nach dem Stadtbrand 1484 wurde das Portal von der Westturmseite abgetragen und an der Stirnwand des Südquerhauses wieder eingefügt. Mit dem Bau des Kreuzgangs 1510 umschloß ein kapellenartiger Raum das Portal und bot somit für Jahrhunderte bis zu dessen Abbruch 1861/62 einen wirksamen Schutz. Seit 1903 ist das Portal durch einen Schutzbau im Jugendstil geschützt.