22.02.2025
von Prof. Dr. Klaus Husemann (Prädikant in der Petri-Johannis-Gemeinde in Freiberg)
Liebe Leserinnen und Leser,
unser tägliches Brot gib uns heute. Diese wunderbare Bitte an Gott hat uns Jesus im Vaterunser beten gelehrt: Den Menschen damals, aber natürlich auch uns heute. In den 2.000 Jahren, die seit Jesu Zeit vergangen sind, hat sich daran nichts geändert. Das tägliche Brot brauchen wir alle, alle Menschen auf dieser unserer Welt. Deshalb sollten wir auch einmal an die Menschen denken, die nicht – wie wir - genug zum Essen haben. Es hat schon seinen Grund, dass wir beten sollen: Unser tägliches Brot gib uns heute. Und nicht: Mein tägliches Brot gib mir heute.
Dabei steht das Wort „Brot“ nicht nur für Brot im engeren Sinne, sondern für alles, was wir zum Essen und Trinken brauchen. Aber bleiben wir einmal beim Beispiel Brot im engeren Sinne, denn es war zu Jesu Zeit das Hauptnahrungsmittel, und es hat auch bei uns seine Bedeutung nicht verloren. Da ist es schon ärgerlich, dass auch Brot jetzt deutlich teurer geworden ist. Hier hilft uns vielleicht die Frage: Was muss eigentlich alles getan werden, bevor ich ein Brot in der Hand halten kann? Dazu sind viele Schritte notwendig: Vom Pflügen eines Feldes bis hin zum Verkauf beim Bäcker oder im Supermarkt.
Im biblischen Text für diesen Sonntag (Lukas 8, 4-8) wird von diesen vielen Schritten nur einer beschrieben, nämlich das Sähen oder anders gesagt das Ausstreuen der Saat auf den Acker durch die Hand des Bauern, der die Saatkörner dazu aus einem umgehängten Sack nimmt. Das hat damals jeder verstanden. Heute ist das anders: Mit Maschinen wird das Saatgut auf riesigen Feldern gleichmäßig verteilt und fällt auf guten Boden.
Im Text scharten sich nun viele Menschen in großer Zahl um Jesus, und von Ort zu Ort wurden es mehr, die mit ihm gingen. Da erzählte er ihnen folgendes Gleichnis:
Ein Bauer ging aufs Feld, um zu säen. Beim Ausstreuen der Saat fiel einiges auf den Weg, wo es zertreten und von den Vögeln aufgepickt wurde. Einiges fiel auf felsigen Boden. Die Saat ging zwar auf, verdorrte aber bald, weil die nötige Feuchtigkeit fehlte. Einiges fiel mitten ins Dornengestrüpp. Die Dornbüsche wuchsen mit der Saat in die Höhe und erstickten sie. Und einiges fiel auf guten Boden, ging auf und brachte hundertfache Frucht. Jesus schloss mit dem Ausruf: Wer Ohren hat und hören kann, der höre! (Neue Genfer Übersetzung)
Nach dem Gleichnis erklärt Jesus, was er uns damit eigentlich sagen will und beginnt mit einem Satz von grundlegender Bedeutung: Die Saat ist das Wort Gottes. Und das, worauf die Saat fällt, das sind wir. Und zwar wir alle. Zu uns allen will das Wort Gottes kommen, aber das klappt nicht immer. Und Jesus erzählt uns nun an Beispielen, warum das so ist: Bei einigen, die das Wort Gottes hören, ist es wie mit der Saat, die auf den Weg fällt. Der Teufel kommt und nimmt das Wort Gottes wieder aus ihrem Herzen weg. Bei anderen ist es wie mit der Saat, die auf felsigen Boden fällt. Wenn sie das Wort Gottes hören, nehmen sie es mit Freuden auf. Aber sie sind wie Pflanzen ohne Wurzeln. Zunächst glauben sie, doch wenn eine Zeit der Prüfung kommt, wenden sie sich wieder ab. Wieder bei anderen ist es wie mit der Saat, die ins Dorngestrüpp fällt. Sie hören das Wort, doch im Lauf der Zeit wird es von den Sorgen, dem Reichtum und den Freuden, die das Leben bietet, verdrängt, sodass keine Frucht reifen kann. Zum Glück gibt es auch Menschen, bei denen es wie mit der Saat ist, die auf guten Boden fällt: Sie hören auf die Worte Gottes, bewegen sie in ihrem Herzen, halten daran fest, lassen sich nicht entmutigen und geben das Wort Gottes weiter. Oder wie wir es im Predigttext lesen können: Sie bringen Frucht, ja viel Frucht.
Aber wie ist das denn nun bei uns? Sind wir bereit, das Wort Gottes in unserem Herzen zu bewegen? Hier will ich uns Mut machen: Jesus, Gottes Sohn, meint es gut mit uns, ihm können wir vertrauen. Er ist bei uns und wird auch bei uns bleiben - auch und gerade, wenn wir einsam sind oder uns einsam und verlassen vorkommen. Wenn wir an unserem Alter oder an einer Krankheit leiden. Und auch dann, wenn wir Angst vor dem Sterben haben oder einen uns lieben Menschen schon verloren haben. Amen.
Gebet
Jesus Christus, wir danken Dir,
das wir im Vaterunser Dich bitten dürfen: Unser tägliches Brot gib uns heute.
Da ist es gut, dass es dazu viele Tischgebete gibt. Ein Beispiel dafür ist:
Alle guten Gaben, alles was wir haben, kommt oh Gott von dir – wir danken dir dafür.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde Dein Name,
Dein Reich komme,
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.
Amen.
Segen
Und der Herr segne Dich und behüte Dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig.
Der Herr erhebe sein Angesicht auf Dich und gebe Dir Frieden. Amen
Herzlich grüßt Sie
Prof. Dr. Klaus Husemann,
Prädikant in der Petri-Johannis-Gemeinde in Freiberg
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