Andacht zum 6. Sonntag in der Passionszeit - Palmsonntag, 13. April 2025

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Andacht zum 6. Sonntag in der Passionszeit - Palmsonntag, 13. April 2025

12.04.2025

von Prädikantin Katrin Hutzschenreuter

Liebe Leserinnen und Leser,


lassen Sie uns auf eine Zeitreise gehen, 2000 Jahre zurück.
Unser Ziel ist Jerusalem. Eine laute und hektische Stadt. Weltstadt. Hauptstadt.
Die Stadt ist voller Menschen, das Passafest steht bevor.
Hier sieht man einen Rabbiner würdevoll schreiten. Dort stehen Polizeiposten, die für Ruhe und Ordnung sorgen. Hausfrauen feilschen mit den Händlern um die Preise.
Über allem der riesige Tempelberg.
Jerusalem.

In diese laute und pulsierende Stadt zieht vom Ölberg her eine kleine Gruppe ein. In ihrer Mitte sitzt einer auf einem Esel. Jesus. Einfach gekleidet, Sandalen an den Füßen, vermutlich nicht einmal ein paar Silbergroschen in der Tasche. Und dennoch bereiten die Menschen  Jesus einen grandiosen Empfang. Wer es schafft, dass Blinde sehen und Lahme gehen können, der muss was Großes sein. Wer Brot und Nahrung für tausende Menschen schaffen kann, wer gar Tote auferwecken kann – der soll König sein. Wozu wäre der in der Lage, wenn er erst herrschen und auf dem Thron sitzen würde! Und so werfen sie ihre Kleider auf die Straße und winken mit den Palmzweigen.

Dieser Jesus. Dieser Wanderprediger. Ein Messias? DER Messias? Der König von Israel? Ein Mächtiger, oder eher ein Ohnmächtiger? Ein Hochstapler und ein Verführer, eine Gefahr für das ganze Volk, wie bald behauptet werden wird? Oder doch der von Gott gesandte Retter?

Später werden die Jünger sagen: wir haben es auch nicht gleich gemerkt, wer er wirklich ist. Später werden sie sagen: wir sehen alle Prophezeiungen erfüllt, die in den Schriften zu finden sind.

Genau so haben es die Propheten vorausgesagt: Siehe, dein König kommt zu dir. Fürchte dich nicht, du Tochter Zion.

Und ganz konsequent stellt Jesus auch hier alles auf den Kopf. Er spielt nicht mit. Es ist nichts von einer Siegerpose zu lesen. Er spricht kein Wort an die jubelnde Menge. Er erbringt keinen Beweis seiner Macht. Er kommt nicht hoch zu Ross, sondern auf einem Esel. Er kommt nicht hochmütig, sondern demütig, nicht gewaltsam, sondern sanftmütig, er kommt nicht als Despot, sondern als Friedefürst.

Auf einem jungen Esel lässt er sich in die Stadt tragen, den Geschehnissen entgegen, die ihn das Leben kosten werden. Er reitet dem Punkt seines Lebens entgegen, an dem er stirbt.

Jesus stellt sich gegen die üblichen Inszenierungen der Macht in dieser Welt. Niemals, in seinem ganzen Leben nicht, hat Jesus die ihm gegebene Macht für sich selbst eingesetzt. Immer wieder verwies er auf den, der ihn gesandt hat. Alle seine Wunder und Taten waren Zeichen der Lebenskraft Gottes. Er durchkreuzt die Machtspielchen dieser Welt.

Gottes Kraft und seine Macht unterscheiden sich radikal und grundlegend.

So sitzt er nun auf dem Esel, und die römischen Statthalter sehen ängstlich und misstrauisch, wie ihm das Volk nicht nur nachläuft, sondern ihm entgegenläuft. Ihm jubelt die Masse zu.

Längst ist der Entschluss des Hohen Rates gefasst. Kaiphas, der Hohepriester, ist klug und erfahren. Er versucht, die Zeichen zu deuten. Da ist einer, dem das Volk zujubelt. Da ist einer, von dem Großes erwartet wird. Aber was sind das für Leute, die ihm nachlaufen. Fischer, einfache Handwerker und sogar Frauen. Eine hochexplosive Mischung.

Der Entschluss steht fest. Jetzt müssen sie nur noch auf eine gute Gelegenheit warten. Der Stab über diesen Jesus ist gebrochen.

Er weiß, was ihn erwartet. Auch seine Jünger müssten es wissen, er hat ja oft genug mit ihnen darüber gesprochen. Aber sie haben nicht richtig zugehört. Oder sie wollten es nicht wahrhaben.

So reitet er auf einem Esel, einem sanftmütigen Lasttier, direkt in die Stadt, in der er verurteilt werden und sterben wird.

Was hier wirklich vor sich geht, kann im letzten Ausmaß nur der begreifen, der die Osterbotschaft hört und ihr glaubt. Wir haben den Vorteil, dass wir die Geschichte kennen, wir haben einen anderen Blickwinkel auf die Ereignisse. Wir sehen schon das Licht des Ostermorgens schimmern.

Gebet

Gott, unser Vater, zu allen Zeiten bist du für uns da. Wir können uns immer an dich wenden und darauf vertrauen, dass du uns begleitest, auf frohen wie auf schweren Wegen.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit
Amen.

Segen

Der Herr, der Mächtige, Ursprung und Vollender aller Dinge segne dich.
Er gebe dir Gedeih und Wachstum, Gelingen deinen Hoffnungen, Früchte deiner Mühe
und behüte dich vor allem Argen, sei dir Schutz in Gefahr und Zuflucht in Angst.

Herzliche Grüße
Katrin Hutzschenreuter

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