11.01.2025
von Prädikantin Katrin Hutzschenreuter
Liebe Leserinnen und Leser,
eine meiner Freundinnen ist Lehrerin. Sie unterrichtet die Kleinsten und bringt ihnen lesen, schreiben und rechnen bei. Aber sie prägt auch den Blick der Kinder auf die Welt. Vor kurzem war sie mit ihren Schülerinnen und Schülern in einem Schulmuseum. Dort gab es viel zu bestaunen und zu entdecken: Schiefertafeln, Tintenfässer, hölzerne Schulpulte. „Und was ist das?“, fragte ein Mädchen und zeigte auf einen Rohrstock, der in der Ecke lehnte. Meine Freundin hat den Kindern erklärt, dass das ein Zeigestock sei, aber dass er auch dazu benutzt wurde, um die Kinder zu bestrafen und sie damit zu schlagen.
Mein Großvater hat mir auch davon erzählt, dass in seiner Schulzeit die Jungen auf das Gesäß geschlagen wurden. Die Mädchen mussten die Hände hinhalten, damit der Lehrer mit dem Stock oder dem Lineal zuschlagen konnte.
Wie schön ist es doch, wenn Kinder heute nicht mehr wissen, wozu ein Stock im Schulzimmer dienen könnte.
Manchmal träume ich davon, dass Menschen auch vor anderen Dingen rätselnd stehen könnten, die in einem Museum ausgestellt sind.
Fragend blicken sie auf Sturmgewehre, Handgranaten, Tellerminen. Und ein Panzer – wozu war der denn gut? Sie lesen auf den Tafeln, wo erklärt wird, wie es einmal war. Kopfschüttelnd schauen die Menschen einander an: Kriege gegeneinander führen? Die Erde auslöschen? Warum denn? Was für ein absurder Gedanke!
Manchmal träume ich – wir Menschen nehmen Vernunft an und erklären einander den Frieden.
Ich werde dieses Museum wohl nicht besuchen können, werde die Zeit nicht erleben, in der Menschen rätselnd vor Panzern und Waffen stehen.
Wozu der Stock im Klassenzimmer dient, das ist aber Kindern schon heute ein Rätsel. Das nährt meinen Trau von einer Erde, auf der Frieden wohnt.
Amen
Lasst uns beten:
Gott, Ewiger,
Ebenbild nennst du uns Menschen,
jede und jeden von uns.
Hilf uns,
Menschen sehen zu können,
wie du sie siehst,
und die Schönheit zu pflegen,
die uns innewohnt,
weil du dich blicken lässt
in uns.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.
Segen
Das Frieden wird, wünsche ich dir und mir, und Menschen und Erde.
Frieden, höher als unsere Vernunft. Er schenke uns eine Hoffnung, die hinausreicht über die Zeit.
Er erfülle uns mit seiner Kraft, die größer ist, als wir denken können.
Er bewahre uns und verwandle uns und die Erde.
So segne uns der allmächtige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
AMEN.
Herzliche Grüße
Katrin Hutzschenreuter, Prädikantin
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