03.08.2024
von Prädikantin Katrin Hutzschenreuter
Liebe Bewohnerinnen und Bewohner, liebe Mitarbeitende, liebe Leser und Leserinnen,
in der Bibel habe ich vor kurzem einen schönen Vers gelesen: „Jubeln sollen die Bäume des Waldes vor dem Herrn, denn er kommt, um die Erde zu richten.“
Als ich diese Worte gelesen habe, fielen mir viele verschiedene Bäume ein, die mich durch mein Leben begleiten.
Als Kind bin ich gern in einer Linde herumgeklettert. Sie stand in einem alten, verwilderten Park. Ich kannte jeden Ast, ich wusste, welcher mich trägt und wo ich vorsichtig sein musste. Im Juni stand ich oft einfach nur da und atmete tief den Duft ein, den die Blüten verströmten.
Da ist die Kastanie, an der ich vorbei musste, wenn ich zur Schule ging. Im Frühling wartete ich darauf, dass die Blätter aus den klebrigen Knospen krochen und sich wie eine offene Hand entfalteten. Noch heute bücke ich mich im Herbst nach den glänzenden Früchten und trage sie in der Manteltasche, bis sie ganz vertrocknet sind. Meine Urgroßmutter sagte immer, das schütze vor Rheuma. Ob das stimmt, weiß ich nicht, aber es schadet auf keinen Fall.
Ich erinnere mich an eine Eiche, unter der ich auf einer Wanderung Schutz suchte. Ich Blätterdach hat mich beschirmt, und in ihrer Krone knisterte der Regen ein Lied.
In dem Dorf, in dem meine Großeltern lebten, stand am Bach eine Trauerweide. In der Höhle, die ihre Zweige bildeten, habe ich mich oft verkrochen und fühlte mich getröstet und verstanden.
Der Ahorn im Garten. Ich setze mich ins Gras und schaue durch das Muster der Blätter in den Himmel.
Die Buchen, ihr Spalier im Wald, ihre umwerfende Schönheit im Frühling, ihr zartes, helles Grün. Es gibt Bäume, die mich geprägt haben, ich hänge an ihnen, als seien sie Freunde.
Die Bäume, die Natur, sie haben in diesen immer heißer werdenden Zeiten nichts zu lachen und schon gar nicht zu jubeln.
Sie darben. Es wäre schön, wenn Gott käme und sie zum Jubeln brächte, ihnen Wasser und Licht schenkte, mehr als sie brauchen. Der ihre Kronen leuchten ließe in sattem Grün.
Nein, oft haben die Bäume keinen Grund zum Jubeln. Sie darben und vertrocknen, sie werden krank und werden abgeholzt.
Aber Gott hat uns Menschen schöpferische Kräfte gegeben. Wir können säen und pflanzen, wir können hegen und pflegen.
Wir können von den Bäumen lernen. Wir können stark sein und tief verwurzelt. Wir können Halt finden und Halt geben. Wir können Blüten hervorbringen und Früchte tragen.
Wir können andere zum Leben einladen.
AMEN.
Gebet
Eichen und Eschen,
Buchen und Pappeln,
Erlen und Lärchen,
Kiefern und Ahorn.
Ihr Lied ist lautlos und doch vernehmbar.
Gib mir ein offenes Ohr, Gott,
für den Gesang der Bäume.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.
Segen
Unsere Hände, deine und meine:
Säen können sie,
pflanzen, bebauen und bewahren.
Früchte werden wachsen, Bäume werden jubeln, und die Wüste wird blühen.
Ich wünsche dir, dass du ein Wunder für möglich hälst.
Es segne und es behüte uns der allmächtige und barmherzige Gott der Vater, der Sohn und der Heilige Geist
Amen.
Herzliche Grüße
Katrin Hutzschenreuter
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