17.08.2024
von Superintendentin Hiltrud Anacker
Liebe Leser und Leserinnen!
Ein Happy End - das ist schön: Gestolpert und nicht gefallen, gestritten und wieder zueinander gefunden, heil werden. Ich vermute, Ihnen fallen sofort Situationen ein, in denen etwas wirklich gut geworden ist, eben ein Happy End, mit dem alle glücklich sind. So funktionieren z. B. romantische Geschichten.
Lukas liebt das Happy End in jeder Form. Es geht nicht um irgendeinen Lukas, es geht um den Evangelisten. Er erzählt folgende Geschichte (Lukas 13, 10 - 16): Wie so oft lehrt Jesus in einem jüdischen Gottesdienst in der Synagoge. Ihm fällt eine Frau auf, die sich nicht mehr aufrichten kann. Was immer sie verkrümmt hat, Lukas weiß es auch nicht. Die Menschen seiner Zeit können sich dieses Krankheitsbild nur mit einem bösen Geist erklären. Auf jeden Fall muss eine solche Erkrankung mit großen Schmerzen verbunden sein. Jesus tut dies so leid, dass er mit der Kraft, die er eben hat, diese Frau heilt. Sie richtet sich auf. Ein Happy End, oder doch nicht? Es ist Samstag, der Sabbat, der Ruhetag, den es zu heiligen gilt. Einmal in der Woche abschalten aus dem alltäglichen Stress, einmal wirklich zur Ruhe kommen und nicht arbeiten müssen, so ist das Ruhegebot Gottes gemeint: "Du sollst den Feiertag heiligen." Natürlich gibt es jemanden, der sofort Einspruch erhebt. "Es gibt sechs Tage, die zum Arbeiten da sind. Also kommt an einem dieser Tage, um euch heilen zu lassen – und nicht am Sabbat!" Er meint es gut. Regeln sind nicht beliebig. "Die Zehn Gebote sind Angebote für Menschlichkeit im Angesicht Gottes," habe ich gelesen und kann diese Aussage nur unterstreichen. Gott hat den Ruhetag geschaffen um des Menschen willen. So entspinnt sich eine Diskussion. Darf Jesus am Sabbat heilen, oder darf er es nicht. Ich stelle mir die Frau vor. Kann sie sich nun freuen, oder nicht? Sie ist gesund geworden, aber auch heil? In ihrer Seele wird sie hin und her gerissen sein. Zwei, die sich auskennen, diskutieren um ihr Gesundwerden, was sein darf und was nicht. Geht die Geschichte wirklich gut aus? Lukas geht noch einen Schritt weiter. Nicht nur geht alles gut aus - es schämten sich sogar alle, die gegen Jesus geredet hatten. Obwohl sie ja einen Grund hatten, gegen Jesus zu reden. Der verletzt eine gute Regel, ja, ein Gottesgebot. Gebote sind heilig. Der Mensch in Not ist es auch. Hier stehen zwei gute Regeln nebeneinander und im konkreten Fall gegeneinander. Und Jesus weiß die Lösung für dieses Gegeneinander: "Im Zweifel für den Menschen. Im Zweifel darf nicht ein Gebot wertvoller werden als der Mensch, der es einhalten soll." So formuliert es der Pfarrer Michael Becker. Darüber werden sich in diesem Text alle einig sein. Am Ende schämen sich Menschen, weil sie eins noch nicht verstanden hatten. So wertvoll die völlige Ruhe am Feiertag ist - noch wertvoller sind Gottes Geschöpfe, die diese Ruhe einhalten dürfen. Und wenn das nicht geht, geht das Geschöpf vor. So wird wirklich alles gut, für die Frau, die nicht nur heil wird, sondern die sich nun uneingeschränkt freuen kann. Gut wird es aber auch für die, die Jesus zu-nächst kritisiert haben - eben ein richtiges Happy End.
Amen.
Gebet
Wir rufen zu Gott und richten uns nach ihm aus.
Wir schöpfen Atem aus seiner Freundlichkeit und erheben zu ihm unsere Stimmen.
Wer breitet den Himmel über uns aus und die Erde unter uns?
Wer ruft die Sterne bei ihrem Namen und lässt die Sonne aufgehen?
Wer ruft die Pflanzen und Tiere ins Leben – und dich und mich?
Wir rufen zu dir, unser Gott, und hören auf dein Wort.
Wir schöpfen Hoffnung aus deiner Gegenwart und sagen dir unsere Fragen.
Wer richtet die Verkrümmten auf?
Wer fügt die zerbrochenen Herzen zusammen?
Wer verbindet die Wunden an Leib und Seele?
Wir rufen zu dir, unser Gott, und schwingen uns in ein in deinen Geist.
Wir schöpfen Mut aus deiner Freiheit und machen uns auf den Weg.
Wer berührt die Ausgestoßenen mit einer freundlichen Hand?
Wer weist falsche Beschämung zurück und führt in die Freiheit?
Wer überwindet enge Grenzen und harte Gesetze?
Wir stehen vor dir, unser Gott, und halten Ausschau nach dir.
Wir legen ab, was uns belastet.
Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.
Segen
So segne und behüte Euch der barmherzige Gott - der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.
Amen.
Herzlich grüßt Sie
Hiltrud Anacker, Superintendentin
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