Andacht zum 16. Sonntag nach Trinitatis, 15. September 2024

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Andacht zum 16. Sonntag nach Trinitatis, 15. September 2024

14.09.2024

von Dompfarrer Dr. Gunnar Wiegand

Liebe Leser und Leserinnen!

An einem heißen Augusttag war ich mit der Jungen Gemeinde zum Wandern in der Sächsischen Schweiz: Bei Rathen die Elbüberquerung, der Amselgrund am Polenztalgrad entlang bis Hohnstein und auf der anderen Seite wieder zurück über den Gamrig. Ein Ausflug mit ganz tollen Eindrücken: da sind die bizarren Bergklüfte, die kühlen Täler mit ihrem feuchten Klima, herrliche Aussichten auf die Felsen.

Unweigerlich erinnere ich mich da an das bekannte Gemälde „Wanderer am Nebelmeer“ von Caspar David Friedrich: Ein Mann steht mit dem Rücken zum Betrachter. Auf einem steilen Felsen überblickt er ein Nebenmeer. Felsen und Berge des Elbsandsteingebirges ragen empor: der große und kleine Winterberg, der Zirkelstein. Und der Wanderer selbst steht an der Bastei. Ein faszinierendes Bild, zusammengestellt aus verschiedenen Motiven, wild-romantisch, ja erhaben.

Dieser Maler, dessen 250sten Geburtstag wir am 5. September feiern konnten, hat mich schon seit meiner Jugend begeistert. Da war ich einmal in einer Ausstellung in der Münchner Haus der Kunst. Es gab eine Romantik-Ausstellung mit vielen Bildern Friedrichs oder seines Schülers Carl Gustav Carus. Seit dem lassen mich seine Bilder nicht mehr los.

Die Bilder Caspar David Friedrichs bestechen durch ihre deutlichen und faszinierenden Naturmotive, eingebettet in starke Hell-Dunkeleffekte. Sie zeigen Natur. Aber diese Natur ist idealtypisch, überhöht. Es gibt sie eigentlich gar nicht. Die Bilder geben dem Betrachter ein überhöhtes, fantastisches Bild herrlicher sächsischer Landschaften oder Szenen an der Ostsee oder in der Arktis. Und häufig gibt es da kleine Details, Eyecatcher: hier ein zerstörtes Schiff, da eine Ruine, ein Kreuz gegen die Sonnenstrahlen.

Die Herrlichkeit der Natur. Der Mensch ein kleiner Betrachter, ja geradezu ausgeliefert. Und dazwischen immer wieder auch die Kirche oder Jesus Christus. Für mich die Botschaft: Gott hat diese Welt erschaffen und wir mitten in ihr, fragmentarisch das menschliche Tun, endlich unser Leben, Ewigkeit ganz bei Gott. Was für eine inspirierende Darstellung von Gottes Schöpfung!

Amen.

Psalm 90 als Gebet

Herr, du bist unsre Zuflucht für und für.
Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Der du die Menschen lässest sterben und sprichst: Kommt wieder, Menschenkinder!
Denn tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache.
Du lässest sie dahinfahren wie einen Strom, sie sind wie ein Schlaf, wie ein Gras, das am Morgen noch sprosst,
das am Morgen blüht und sprosst und des Abends welkt und verdorrt.
Das macht dein Zorn, dass wir so vergehen, und dein Grimm, dass wir so plötzlich dahinmüssen.
Denn unsre Missetaten stellst du vor dich, unsre unerkannte Sünde ins Licht vor deinem Angesicht.
Darum fahren alle unsre Tage dahin durch deinen Zorn, wir bringen unsre Jahre zu wie ein Geschwätz.
Unser Leben währet siebzig Jahre, und wenn’s hoch kommt, so sind’s achtzig Jahre, und was daran köstlich scheint, ist doch nur vergebliche Mühe; denn es fähret schnell dahin, als flögen wir davon.
Wer glaubt’s aber, dass du so sehr zürnest, und wer fürchtet sich vor dir in deinem Grimm?
Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden.
HERR, kehre dich doch endlich wieder zu uns und sei deinen Knechten gnädig!
Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang.
Erfreue uns nun wieder, nachdem du uns so lange plagest, nachdem wir so lange Unglück leiden.
Zeige deinen Knechten deine Werke und deine Herrlichkeit ihren Kindern.
Und der Herr, unser Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unsrer Hände bei uns. Ja, das Werk unsrer Hände wollest du fördern! Amen.

Segen

Es segne und behüte euch der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.

Herzlich grüßt Sie
Dompfarrer Dr. Gunnar Wiegand

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