Andacht zum 3. Sonntag nach Trinitatis, 25. Juni 2023

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Andacht zum 3. Sonntag nach Trinitatis, 25. Juni 2023

24.06.2023

von Superintendentin Hiltrud Anacker

Als aber Gott ihr Tun sah, wie sie umkehrten von ihrem bösen Wege, reute ihn das Übel, das er ihnen (den Bewoh-nern und Bewohnerinnen der Stadt Ninive) angekündigt hatte, und tat's nicht.
Das aber verdross Jona sehr, und er ward zornig … Aber der HERR sprach: Meinst du, dass du mit Recht zürnst? … mich sollte nicht jammern Ninive, eine so große Stadt? (aus: Jona 3 und 4)

Liebe Leser und Leserinnen!

Alles muss klappen
Eine Veranstaltung ist geplant – z.B. ein großer Gottesdienst oder das Sommerfest. Alles ist vorbereitet, ein durch-geplanter Tag. Die Termine reihen sich aneinander. Es kann funktionieren, wenn … ja wenn alle sich an das halten, was wir vereinbart haben, oder was ich im Kopf habe, oder das Auto vor mir nicht so langsam fahren würde, oder die Ampeln nicht alle auf rot stünden. Es könnte alles funktionieren. Meist kommt es anders, wenigstens ein biss-chen. Oft genug ärgere ich mich. Gott hätte doch nachhelfen könnten, damit alles so wird, wie ich es mir vorgestellt hatte. So schlecht war das nicht. Und manchmal denke ich im Nachhinein: „Es war doch gut so.“ „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von gr. Güte.“ (Psalm 145,8)
Jona hatte sich alles ganz anders vorgestellt. „Mache dich auf!“ hatte er gehört, gleich zweimal. Er sollte nach Ninive, um der Stadt deren Untergang anzukündigen. Die Zustände dort waren aber auch zu schlimm. Das erste Mal läuft er davon. Die Wellen schlagen hoch. Der Kapitän des Schiffes, mit dem Jona genau in die entgegensetzte Rich-tung davon segelt, ausgerechnet ein Heide, erkennt Gott in dem großen Sturm. Jona, der Jude, erkennt Gott auch. Er geht über Bord, Gott schickt den großen Fisch zur Rettung. Dann geht Jona tatsächlich nach Ninive. Er predigt auftragsgemäß vom Untergang Ninives. Die Einwohner, auch der König, hören Gottes Botschaft und bereuen. „Als aber Gott ihr Tun sah, wie sie umkehrten von ihrem bösen Wege, reute ihn das Übel, das er ihnen angekündigt hatte, und tat's nicht.“ „Barmherzig und gnädig ist der Herr, geduldig und von gr. Güte.“
Und Jona? Der ärgert sich. Er hatte sich aufgemacht, um eine unbequeme Aufgabe zu erfüllen. Jetzt steht er da. Gott setzt nicht um, was er angekündigt hatte. Gott zeigt den Heiden nicht seine Macht. So zieht er sich schmollend zurück. Aus der Ferne sieht er zu, wie sich die Sache weiter entwickelt. Gott aber erteilt ihm eine Lehre über All-macht und Barmherzigkeit.
Die Jonageschichte ist eine ausgedachte Geschichte. „Lehrdichtung“ sagt man dazu. Anschaulich wird dargestellt, was jede und jeder an menschlichen Regungen erleben kann, z.B. „Heiden“ erkennen Gott, oder Gott handelt Ge-setze nicht einfach ab, er lässt sich erbarmen. Wir haben hier eine alte immer wiederkehrende Geschichte. Men-schen laufen davon, sie verschließen ihre Augen. Menschen müssen sich angenehmen und unangenehmen Aufga-ben stellen. Wir alle kennen die Frage: „Wie soll es weitergehen?“ „Es könnte funktionieren, wenn …“ Und dann wird alles anders. Die Enttäuschung ist groß. „Meinst du, dass du mit Recht zürnst? … mich jammert.“ spricht Gott. Wir alle müssen uns dem eigenen Leben stellen mit Fehlern, auch mit Schuld. Wir dürfen Gott anschauen – mit seinen Herausforderungen.
Gott selbst macht sich auf zu jedem einzelnen Menschen. Mal fordert er, mal beschenkt er. Immer aber gilt: „Barm-herzig und gnädig ist Gott, geduldig und von großer Güte.“

Gebet
Wir lesen, wie barmherzig du warst.
Zeig deine Barmherzigkeit heute, ewiger Gott.
Heute bitten wir darum, dass die Armen aufatmen,
dass ihre Kinder spielen, ohne beschämt zu werden,
dass die Tafeln reichlich gedeckt sind,
dass sie sich am Sommer freuen.

Wir lesen, wie gütig du warst.
Erweise deine Güte heute, du unser Gott.
Heute bitten wir darum, dass die Mächtigen klug werden,
dass ihre Entscheidungen dem Frieden dienen,
dass sie die Schwachen schützen,
dass sie dem Leben dienen.

Wir hören, wie langmütig du warst,
Bleibe bei deiner Langmut auch heute, du unser Gott.
Heute bitten wir darum, dass deine Schöpfung aufatmet,
dass die Waldbrände verlöschen,
dass niemand in den Fluten ertrinkt,
dass wir zum Frieden finden und auf das Seufzen der Geschöpfe achten.

Gnädig bist du, du rufst uns zur Umkehr,
du willst, dass wir auf dich hören,
du liebst das Leben, du liebst deine Geschöpfe.
Bleibe gnädig, bleibe bei deiner Liebe
und hülle in deine Liebe ein
unsere Liebsten, alle Trauernden und deine Gemeinde in aller Welt.

Gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte, bist du unser Gott.
Dir vertrauen wir uns an.

Vater unser im Himmel.
Geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.

Segen
Es segne und behüte dich der barmherzige Gott: Vater, Sohn und Heiliger Geist.
Amen.

Herzlich grüßt Sie - Hiltrud Anacker, Superintendentin

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