Andacht zum 21. Sonntag nach Trinitatis, 20. Oktober 2024

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Andacht zum 21. Sonntag nach Trinitatis, 20. Oktober 2024

19.10.2024

von Dompfarrer Dr. Gunnar Wiegand

Heute ist mal wieder ein schöner Herbsttag. Ich erinnere mich: so in der Zeit der Herbstferien habe ich früher immer meinen Pfarrgarten winterfest gemacht. Da bin ich recht diszipliniert früh um halb sechs – noch vor dem Frühstück – in den Garten gegangen und habe Pflanzen zurückgeschnitten, umgegraben, Stauden zurechtgebunden, Laub zusammengerecht. Was für eine Atmosphäre! – Die kühle Luft des Morgens – manchmal schon ein bisschen Frost dabei –, der herbstliche Sonnenaufgang im Nebel, am Horizont die sanften Hügel mit den Feldern Oberhains. Und dann der Geruch der frischen Erde, langsam der Schweiß. Und nach getaner Arbeit, beim Morgengeläut, eine schöne Dusche und ein Frühstück. Dann konnte der Arbeitstag beginnen. Ja ein Garten im Herbst, Arbeit und Genugtuung zugleich.

Da kommt mir ein Gleichnis von Jesus aus dem Lukasevangelium in den Sinn: „Jesus aber sprach: Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“

Ein schönes Bild, weil es diese Erfahrung des Pflügens, des Umgrabens aufgreift. Aber zugleich ein herausforderndes Bild. Denn ich habe mich eigentlich schon immer gefreut, wenn ich mein Beet umgegraben hatte. Ich habe gerne zurückgeschaut. Das war eine Genugtuung. Wie ist das Bild hier also zu verstehen?

Ich denke Jesus will damit den Fokus darauf lenken, was ich unbewusst ohnehin gemacht habe: dranbleiben, das Ziel nicht aus den Augen verlieren. Oder in anderen Worten: das Reich Gottes ist ja noch nicht ganz da. Außerdem will Jesus wohl darauf hinweisen: wir können uns auf das, was wir tun (besonders für das Reich Gottes) nicht ausruhen. Wir können uns das Reich Gottes nicht durch Leistung erwerben. Der Glaube, dass wir am Ende an Gottes Reich teilhaben, ist völlig ausreichend. Und zuletzt noch ein Gedanke. Jesus antwortet mit diesem Satz einem Mann, der ihm nachfolgen will. Aber dieser Mann bittet Jesus, zu warten, bis er Abschied von seiner Familie genommen hat. In den menschlichen Beziehungen sollen wir nicht „zurückblicken“ auf das, was vielleicht an Schuld da ist. Damit sagt Jesus indirekt: „Vergib und liebe!“

Ich wünsche Ihnen schöne Herbstmomente im Garten, in der Natur und ich wünsche Ihnen den Blick für das Ziel: Glaube an das Reich Gottes und Vergebung!

Gebet

Morgenglanz der Ewigkeit,
Licht vom unerschöpften Lichte,
schick uns diese Morgenzeit
deine Strahlen zu Gesichte
und vertreib durch deine Macht
unsre Nacht.

Deiner Güte Morgentau
fall auf unser matt Gewissen;
lass die dürre Lebensau
lauter süßen Trost genießen
und erquick uns, deine Schar,
immerdar.

Gib, dass deiner Liebe Glut
unsre kalten Werke töte,
und erweck uns Herz und Mut
bei entstandner Morgenröte,
dass wir eh wir gar vergehn,
recht aufstehn. Amen.

Herzlich grüßt Sie
Dompfarrer Dr. Gunnar Wiegand

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