22.03.2025
von Dompfarrer Dr. Gunnar Wiegand
Liebe Leserin, lieber Leser,
in dieser Woche passiert es schon wieder einmal: der Weihnachtsfestkreis durchbricht den Osterfestkreis. Am 25. März – also neun Monate vor Weihnachten – feiert unsere Kirche das Fest Mariä Verkündigung. An diesem Tag erinnern wir daran, dass der Erzengel Gabriel Maria besuchte. Von da an war sie Schwanger mit Jesus. (Sie können diese Geschichte in der Bibel in Lukas 1,26-38 nachlesen.)
Auf der einen Seite, finde ich die Geschichte eigenartig – mit so vielen Fragen. Ist das ein Wunder? Ist da wirklich eine Jungfrau schwanger geworden? – wie wir es im Glaubensbekenntnis bekennen. Wie sollte das gehen? Warum wird Joseph, der eigentliche Mann von Maria, in so eine abseitige Position gedrängt?
Auf der anderen Seite glaube ich natürlich an Gottes Allmacht. Und ich freue mich, dass da auf einmal – mitten im Frühling, mitten in der Passionszeit – schon wieder Weihnachten durchblitzt, mit dieser Vorfreude auf Jesu Geburt.
- Ich durchbreche hier auch meine Fastenzeit für einen Tag… ich freue mich schon auf einen schönen Abend mit einem Bier in der Hand im Ephoralkolleg in Meißen, das wir in dieser Woche als Mitarbeiter im Verkündigungsdienst besuchen.
- Und wie so oft klingen da bei mir die Bach-Kantaten zum Fest Mariä Verkündigung im Inneren.
Was also mit dieser Geschichte, diesem 25. März und ihren Gegensätzen umgehen?
Mir hilft es, abseits der verschiedenen Gefühle und Fragen, den Fokus auf die eigentliche Botschaft des Lukas zu richten. Der Engel Gabriel sagt uns: Gott ist Mensch geworden. Und damit: Gott ist dir ganz nah. Er ist nicht mehr nur „der da oben“, der ja doch nicht weiß, wie dreckig es uns Menschen manchmal gehen kann. Sondern er ist auch „der hier unten“. Im Dreck eines Stalls fing sein Leben an und in der Verlassenheit des Todes am Kreuz endete es.
Gott weiß um alles, was es in unserem Menschenleben an Leidensstationen gibt – von der Geburt bis zum Tod. Er hat sich mit seinen Eltern gestritten – wie wir. Er fühlte sich unverstanden – wie wir. Er lernte einen harten Beruf – wie viele von uns. Er verlor Freunde wie wir. Er hatte Angst und hat geweint wie wir. Er ist an Gott verzweifelt wie wir. Er ist gestorben wie wir. Und er ist auferstanden – und so auch wir.
„Wahrer Gott und wahrer Mensch“ – das macht die Geschichte von Mariä Verkündigung eigentlich deutlich. Amen.
Gebet
Ewiger Gott, einst hast du deinen Engel zu Maria gesandt, ihr zu verkündigen, dass durch sie dein ewiges Wort Mensch würde, uns zu erlösen. Gib uns, wie Maria deine Gnade und Liebe zu empfangen in Demut und Vertrauen, dass alle Welt den Heiland erkenne und dich preise. Amen.
Segen
Es segne und behüte Dich, Gott, der Allmächtige und Barmherzige, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Herzlich grüßt Sie
Dompfarrer Dr. Gunnar Wiegand
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