Andacht zum 6. Sonntag nach Ostern (Exaudi), 1. Juni 2025

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Andacht zum 6. Sonntag nach Ostern (Exaudi), 1. Juni 2025

31.05.2025

von Prof. Dr. Klaus Husemann, Prädikant in der Petri-Johannis-Gemeinde in Freiberg

HERR, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich.(Psalm 27,7)

Liebe Leserinnen und Leser

In diesem einen Psalm-Vers steht viel, was unseren Glauben ausmacht oder ausmachen sollte. Er ist für uns eine Lebenshilfe – ganz egal, was gerade unser Leben bestimmt im Alltag, in großer Not oder auch im Glücklichsein. Hier gibt es viele Fragen: Warum ist das so? Warum will ich gehört und erhört werden?  Und das nicht von einem anderen Menschen, sondern vom großen, ewigen Gott?

Dieses Höre meine Stimme ist eine Bitte an den großen, ewigen Gott, die ich in ein Gebet lege. Und dieses Gebet beginnt in aller Stille damit, dass ich darum bitte, mich anzuhören.   bevor ich das vor ihn bringe, was mir  am Herzen liegt. Und das Erhöre mich, drückt meinen  Wunsch nach Erfüllung meiner Bitten aus. Beides: Höre mich und erhöre mich ist überhaupt nicht selbstverständlich. Denn: Es steht nicht in unserer Macht, was Gott tut. Und wir wissen alle nicht, ob, wie und warum uns Gott eine Bitte erfüllt oder nicht. Gott, der Herr und Herrscher über die ganze Welt, ist für uns nicht verfügbar. Aber  was Gott tut, tut er allein aus Gnade.  Deshalb beten und bitten wir: Erhöre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und erhöre mich.

Dieser Text hat einen besonderen Bezug zum heutigen Sonntag. Denn der Name des heutigen Sonntags lautet: Exaudi oder sinngemäß übersetzt: Höre!

Gott kann ich alles sagen.  Alles, was ich Böses und Ungerechtes getan oder gedacht habe.

Worauf ich hoffe, mich ärgere oder enttäuscht bin. Alles, was ich ungerecht finde. Alles, was sich ändern müsste bei mir. Eben alles, was mich oder andere betrifft. Alles Freud und Leid. Gott kann alles hören: Unsere Bitten, unseren Dank. Jeden Hilferuf. Selbst ein Stöhnen oder einen stummen Schrei in höchster Bedrängnis. Dazu gehört auch ein Stoßgebet.

Nun hat das Gott, erhöre mich aus dem Alten Testament durch Jesus Christus eine neue Qualität bekommen. Der heutige Sonntag heißt ja nicht nur Exaudi, sondern er ist auch der 6. Sonntag nach Ostern. Es ist ein Sonntag, der wie alle Sonntage vor ihm seit Ostern bewusst dem Ostergeschehen zugeordnet ist. Wie wir wissen: Ostern ist Jesus von den Toten auferstanden, nachdem er vorher für unsere Sünden am Kreuz qualvoll gestorben war. Jesus Christus, Gottes Sohn, ist unser Herr und auch heute bei uns und das für alle Zeit. Wenn wir also heute bitten: Gott, erhöre uns, können wir auch sagen: Jesus Christus, erhöre uns. Und das Jesus für uns ein Herz und ein offenes Ohr hat, das hat er uns gezeigt – bis hinein in seinen Tod für uns.

Wir haben also allen Grund darauf zu vertrauen und daran zu glauben, dass uns Jesus Christus auch heute hört, zuhört und erhört. So können wir ihn im Gebet auch bitten: Jesus, höre meine Stimme. Jesus, erhöre mich. Jesus, erbarme dich meiner. Für Jesus war und ist nun wichtig und das sollte auch uns heute wichtig sein: Die Fürbitte, also das Beten und Bitten nicht nur für mich, sondern auch für andere. Hilf uns also nicht zu vergessen, dass auch  andere ihre Wünsche, Sehnsüchte, Hoffnungen und Sorgen  haben.

Jesus hat uns mit dem Vaterunser-Gebet ein großes Geschenkt gemacht. Es ist ein  großes Geschenk, weil wir darin den großen, ewigen Gott  als unseren Vater anrufen dürfen. Weil das Gebet ganz vieles umfasst, was für unser Leben brauchen. Weil wir nicht nur für uns selbst etwas erbitten. Weil Jesus, Gottes Sohn, das Vaterunser selbst gebetet hat.

Amen.

Gebet

Es heißt: Du, Gott, bist unseres Lebens Kraft.
Warum nur fühlen wir uns manchmal so müde?
Lass dir in der Stille erzählen, was uns die Kraft raubt.

Stille

Es heißt: Wir müssen uns nicht fürchten.
Warum nur haben wir manchmal Angst?
Lass dir in der Stille erzählen, wovor wir uns fürchten.

Stille

Es heißt: Du, Gott, hörst uns, wenn wir zu dir rufen.
Warum nur fühlen wir uns manchmal so allein?
Lass dir in der Stille erzählen, was uns so traurig macht.

Stille

Komm zu uns, Gott.
Damit wir deine Kraft spüren.
Deinen Trost.
Deine Freude.
Deine Leichtigkeit.
Dies bitten wir durch Jesus Christus,
Grund unserer Hoffnung
von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit
in Ewigkeit.
Amen.

Segen

Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist bei uns am Abend und am Morgen und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

Der Herr segne Dich und behüte Dich.
Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über Dir und sei Dir gnädig.  
Der Herr erhebe sein Angesicht auf Dich und gebe Dir Frieden.
Amen.

Herzlich grüßt Sie in Verbundenheit
Prof. Dr. Klaus Husemann, Prädikant in der Petri-Johannis-Gemeinde in Freiberg

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