25.05.2025
von Dr. Gunnar Wiegand, Pfarrer des Doms
Liebe Leser und Leserinnen!
Tanzen Sie? Oder haben Sie schon mal getanzt? Das mit dem Tanzen ist so eine heikle Sache: nach meiner Wahrnehmung tanzen Leute heute nicht sehr viel. Vielen ist es zu umständlich oder peinlich – man könnte sich ja vor den anderen blamieren.
Es gab Zeiten, da war das aber auch anders, da gab es öffentliche Gesellschaftsbälle, da hat man Walzer oder Polka getanzt. Bei Dorffesten hat die Musik Volkstänze aufgespielt – Fröhlichkeit, gute Stimmung.
Und heutzutage hier in Freiberg? Ja, es gibt Tanzvereine und Tanzstudios. Es gibt am Ende der Schulzeit Abschlussbälle, den JG-Ball, die liturgischen Tanzgruppen oder den Bühnenball im Theater. Aber ich finde, das ist immer so auf diese Häuser oder geschlossene Veranstaltungen beschränkt. Öffentliches Tanzen gibt es kaum noch, höchstens mal in der Großstadt in einer Diskothek. Und das ist dann oft eher eine freie Performance.
Auch ich selber habe da so ein gemischtes Gefühl zum Tanzen: irgendwie ist es mir peinlich zu tanzen. Und auf der anderen Seite habe ich aber doch eine Sehnsucht nach Tanzen. Ich habe in der 9. und 10. Klasse Standard-Tanz bis zur Bronzemedaille getanzt. Nach dem Abitur habe ich mehrere Jahre Tango Argentino getanzt und später Renaissance-Tanz. Das hat immer Spaß gemacht – die Musik, die Körperbewegung, der Kontakt mit den Tanzpartnerinnen, ja mit der ganzen Tanzgruppe. Aber leider ist auch das immer auf diese Tanzzirkel beschränkt.
Es gibt ein beschwingtes englischsprachiges Kirchenlied mit dem Titel Lord of the Dance. Es klingt wie ein irisches Volkslied. Der Lieddichter hat offenbar das Tanzen geliebt. Der Text der ersten Strophe lautet:
I danced in the morning when the world was young
Dance, dance wherever you may be
| Ich tanzte an dem Morgen als die Welt jung war Ich tanzte im Mond, in den Sternen und in der Sonne Ich kam vom Himmel und ich tanzte auf der Erde in Bethlehem wurde ich geboren
Ich bin der Herr des Tanzes sagte er und ich leite dich wo immer du auch bist und immer führe ich dich im Tanz sagte er
|
Ja, hier ist einer, dem das Tanzen richtig Spaß macht. Ein Tanzstück… ein Irish-Folk-Song, den wir zurzeit in der Konfistunde singen (hören Sie es gerne mal im Internet an). Der Textdichter ist der Überzeugung: auch Gott hat immer getanzt… zur Schöpfung, bei der Geburt von Jesus, sogar bei Jesu Tod: in der vierten Strophe heißt es: „I danced on a Friday when the sky turned black…“ – also Karfreitag. Und dieses Tanzen ist der Ausdruck des Lichtes von Gott.
Aber Moment! Genau genommen steht in der Bibel gar nicht, dass Gott selber tanzt. Das ist eine schöne Vorstellung, eine Vorstellung von der Freude und dem Guten, für das Gott steht. Aber dafür wissen wir aus der Bibel: Tanzen ist etwas ganz Wichtiges. Denn Tanze ist Ausdruck der Freude und vor allem der Gemeinschaft und Harmonie. Es gibt ganz viele Bibelstellen, die beschreiben, wie Leute tanzen. Zum Beispiel heißt es in den letzten beiden Psalmen 149 und Psalm 150:
Sie sollen loben seinen Namen im Reigen, mit Pauken und Harfen sollen sie ihm spielen. (Psalm 149,3)
Lobet ihn mit Pauken und Reigen; lobet ihn mit Saiten und Pfeifen! (Psalm 150,4)
Das ist wie ein Vermächtnis an uns. Wir sollen singen und tanzen, im Reigen, also einem Kreistanz. Und dabei Gott loben, sich an Gott freuen, sich an den anderen Menschen freuen, ja am Leben freuen, das Gott jedem geschenkt hat. Zum Singen, Tanzen und Loben den Herrn will ich Ihnen in dieser Woche Mut machen. Amen.
Gebet: Psalm 150
Halleluja! Lobet Gott in seinem Heiligtum, lobet ihn in der Feste seiner Macht! Lobet ihn für seine Taten, lobet ihn in seiner großen Herrlichkeit! Lobet ihn mit Posaunen, lobet ihn mit Psalter und Harfen! Lobet ihn mit Pauken und Reigen, lobet ihn mit Saiten und Pfeifen! Lobet ihn mit hellen Zimbeln, lobet ihn mit klingenden Zimbeln! Alles, was Odem hat, lobe den HERRN! Halleluja!
Segen
Es segne und behüte Dich, Gott, der Allmächtige und Barmherzige, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist. Amen.
Herzlich grüßt Sie
Dr. Gunnar Wiegand, Pfarrer des Doms
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