Andacht zum Sonntag Septuagesimä, 16. Februar 2025

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Andacht zum Sonntag Septuagesimä, 16. Februar 2025

16.02.2025

von Superintendentin Hiltrud Anacker

„Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barm­herzigkeit.“ (Daniel 9,18)

Liebe Leserinnen und Leser,

auf dem Bild -- ein kostbarer Moment. Nicht im materiellen Sinn, da sehen wir eher eine karge und ärmliche Szene. Eine junge Frau sitzt auf einem Sche­mel. Sie trägt ein einfaches Gewand. Wir sehen einen Moment zwischen Erschöpfung und neuer Kraft, zwischen Leersein und Gefüllt werden, zwischen am Ende angekommen sein und neuem Anfang. Dennoch – ein kostbarer Moment. Die Füße der jungen Frau stehen fest auf dem Boden. Die Hände hat sie nach oben geöffnet. Sie ruhen auf den Beinen. Ihr Rücken ist gekrümmt, der gesenk­te Kopf formt den Körper zur Schale. Glanz steigt von den leeren Händen auf.

Eva Rubin ist 20 Jahre alt, als sie dieses Bild malte. 1946 war der Krieg gerade vorbei. Sie hatte ihn in Berlin durchlebt. Sie sah die Menschen, die um ihr Überleben kämpften, die Bilder der Zerstörung vor Augen. Die Erschöpfung der Menschen steckt in ihren Bildern aus dieser Zeit

Erschöpfung – und doch nennt sie ihr Bild „Erwartung“. Die Hände der jungen Frau erwarten, gefüllt zu werden. Sie fordern nicht. Die Haltung ist eher demütig. Sie wissen sich angewiesen auf das Füllen nach der Erschöpfung. Sie warten auf den neuen Anfang.

Diesen Mut wünsche ich den Menschen auch heute: Denen, die Angst haben, und denen, die enttäuscht sind, denen, die nicht mehr weiter wissen, und denen, die vielleicht allzu forsch vorangehen wollen. Dieser Mut verändert. Er weiß darum, wie wichtig es ist, die Bodenhaftung nicht zu verlieren. Zugleich steckt in ihm die Erkenntnis, dass jeder Mensch angewiesen ist, auch zu empfangen. „Erwartung“ bedeutet: Ich darf die Hände aufhalten. Nicht fordernd, sondern demütig, damit neue Kräfte geschenkt werden für den nächsten Schritt heraus aus Angst und Enttäuschung.

Dazu passt der Spruch für diese Woche:  „Wir liegen vor dir mit unserem Gebet und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barm­herzigkeit.“
Amen.

Gebet

Gott, wir danken dir für deine Güte.
Für deine Kraft in uns danken wir dir.
Für alles Wollen und Vollbringen.
Es tut so gut geliebt zu werden.

Wir bitten dich Gott für die Emsigen und Fleißigen.
Für arbeitende und tätige Menschen.
Hilf zum Vollbringen des Tagewerks.
Und hilf zur Ruhe nach getaner Arbeit.

Wir bitten dich für die Müßigen.
Für alle, die keinen Sinn finden.
Die Langeweile und Leere empfinden.
Zeige ihnen neu: Du bist Anfang und Ende.
Deine Güte leuchte auf.

Wir bitten dich Gott:
Stärke Menschen,
die unserem Wirtschaften Sinn und Zweck geben.
Durch fairen Lohn.
Durch gerechte Verteilung.
Zum Wohl für Mensch und Natur.

Vor dir Gott halten wir inne.
Wir liegen vor dir mit unserem Gebet
und vertrauen nicht auf unsere Gerechtigkeit,
sondern auf deine große Barm­herzigkeit.

Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme.
Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute.
Und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unsern Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich
und die Kraft und die Herrlichkeit
in Ewigkeit. Amen.

Segen

So segne und behüte uns der barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

Herzlich grüßt Sie
Hiltrud Anacker, Superintendentin

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