Predigt am Pfingstsonntag, 28. Mai 2023

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Predigt am Pfingstsonntag, 28. Mai 2023

28.05.2023

zu Johannes 4,19 - 26; gehalten von Superintendentin Anacker

Liebe Gemeinde!

Wes Geistes Kind bist du?

Treffpunkt Brunnen: Das ist ein wichtiger sozialer Ort. Wasser braucht jede und jeder. Hier erfährt man das Neueste. Hier kann man trefflich diskutieren. Hier kann man herausbekommen, wes Geistes Kind der andere ist.
Zwei treffen sich. Sie sind sich fremd. Erstaunlich, dass mehr als ein „Guten Tag“ zustande kommt.
Der Mann spricht die fremde Frau an. Vor unseren Versen erfahren wir: Die Lebensführung der Frau ist fragwürdig. Wir erfahren auch: Unterschiedlich religiöse Ansichten treffen aufeinander. Irgendwie glauben Juden und Samaritaner an den selben Gott, aber beide Gruppen irgendwie anders. Die einen haben ihr Heiligtum in Jerusalem. Die anderen beten Gott auf dem Garizim an. Hier soll Josua im Auftrag des Mose einen Altar gebaut haben – so die Samaritaner. Die Samaritaner sind Nachfahren derer, die sich nach dem Untergang des N-Reiches mit dem durch die Assyrer dort neu angesiedeltem Menschen vermischten. Religiöse Traditionen veränderten sich. So meiden sich Juden und Samaritaner.
Wes Geistes Kind sind sie, diese Frau und dieser Mann? Die Frau ist Samaritanerin. Das Wort „Samariter“ hat für uns einen guten Klang: Der selbstlose Helfer. Das sahen die Juden vor 2000 Jahren anders. Die Frau lässt sich auf das Gespräch ein mit dem Juden. Sie nennt ihn „Prophet“, aber sie missversteht ihn. Sie sprechen beide über „Wasser“. Sie meint das Brunnenwasser, das zu holen sie gekommen ist. Es ist frisch und stillt den Durst – auf Zeit. Später wird sie wieder kommen müssen. Das zweite Thema, die Anbetung Gottes, ist ihr vertraut. Dafür ist der Tempel auf dem Garizim errichtet worden.
Der Mann, Jesus, ist Jude. Er hat eine Botschaft, die die Frau nicht versteht. „Ich bin“, sagt er. Er spricht von sich als vom lebendigen Wasser, das mehr ist als ein Durstlöscher. Er bietet Leben an, dem der Tod nichts mehr anhaben kann, Rettung und ewiges Leben. Das schenkt er, der Messias. Wenn Jesus „Ich bin“ sagt, charakterisiert er sich selbst als Gott. Auch er spricht von der Anbetung Gottes. Er weiß um Unterschiede von Juden und Samaritern. Und er spricht von Geist und Wahrheit.
Die beiden reden klassisch aneinander vorbei.

An Jesus scheiden sich die Geister 

Es geht um Jesus. Wer ist er? Er ist der Messias, auf Griechisch „Christus“. Er ist von Gott Gesalbte. Damals jubelten nicht alle Menschen, die Jesus sahen. Sie erkannten nicht: „Ah, das ist der Gesalbte.“
Im Gegenteil: Jesus erlebte Zögern, kritische Blicke oder vollkommene Ablehnung. Viele konnten sich nicht vorstellen, dass dieser schlichte Wanderprediger der vom allmächtigen Gott Gesalbte sein sollte. Davon war einfach nichts zu sehen. Jesus bewegte sich mit ein paar Männern durch die Gegend. Seine „Jünger“ waren alles andere als ein Gefolge. Jesus hatte kein schönes Haus mit Park. An ihm war nichts Königliches oder Machtvolles. Jesus war „der Sohn des Zimmermanns aus Nazareth“.
Man musste genau hinsehen und hinhören, um doch etwas Göttliches zu entdecken: Er redete vom Reich Gottes wie zu der Samariterin. Er tat auch Wunder im Namen Gottes. Aber, auch das war umstritten. Für manche war Jesus ein Scharlatan, ein Wichtigtuer. Warum sollte gerade er der Messias sein? Sogar die, die es erkannten, haben sich immer wieder abgewandt.
Die Frau am Brunnen ist unsicher. Immerhin lässt sie sich auf ein Gespräch mit Jesus ein.

Gottes Geist

Im Gespräch geht es auch darum, dass Gott Geist ist, um Anbetung im Geist und in der Wahrheit. Das kann die Frau nicht verstehen. Und wir?
Sehen wir uns das Leben Jesu doch noch einmal genauer an. Welcher Geist steckt hinter dem Handeln Jesu, der den Beinamen „Heiland“ trägt? Kein Machtgelüst! Er wandte sich Menschen zu, die man gern übersah. Er zeigte einen Weg, heil zu werden und sich von Gott heilen zu lassen. Der Geist hinter Jesu handeln ist der Geist Gottes.
Jesus erhebt den Anspruch auf Wahrheit. „Wahrheit“ ist ein Begriff, der im Johannesevangelium häufig vorkommt. Wahrheit und Erkennen liegen hier dicht beieinander. Jesus wird mit der Wahrheit identifiziert, weil er von Gott kommt (erinnern Sie sich an das „Ich bin“),  weil er der Messias, der Erlöser ist. Er kündigt der nachösterlichen Gemeinde den Geist Gottes an, den Geist der Wahrheit. In dieser Wahrheit kann man Gott erkennen, sein Heilshandeln, das Jesus selbst vorgelebt hat.
„Versucht auch, in diesem Geist zu leben und zu handeln.“ Das wird uns nicht nur zu Pfingsten zugerufen.

Wes Geistes Kind bin ich?

Die Frau wird nachdenklich, dort am Jakobsbrunnen, dem besonderen Ort – auch für die Juden. Die Vätergeschichte Israels erzählt auch, dass der alte Vater Jakob das Grundstück erworben hatte.
Anbetung im Geist der Wahrheit bedeutet, die Welt und die Menschen offen anzuschauen, im Geist Jesu und damit im Geist Gottes zu handeln, menschlich – mitmenschlich.
Welcher Geist wohnt in euch/in mir? Der Geist, der Unschuld lästernd spottet, oder der Geist Gottes, der Petrus hat seine feurige Predigt halten lassen mit der Einladung zum Glauben an Jesus, dem Messias, zu dem „Ich bin“, der nicht nur Erlösung verspricht? Die Wahrheit, der Glaube an den einen Gott, darf und soll in unserem Alltag ablesbar sein. Das ist der Anspruch, den Jesus an seine Anhänger hat. An die, die an ihn glauben, an die Wahrheit, an Gott, der erkennbar im Leben der Gläubigen sein soll. Wie die Jünger Jesu werden wir sie manchmal hinterfragen. Wer ist ohne Sünde?!
Gottes Geist ist zugesagt: Der Tröster, der Kraft Spendende und der, der hilft, nach Jesu Vorbild zu leben.
„Es soll nicht durch Heer, Kraft oder Gewalt, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr.“
Amen.

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