Verkündigung zum 3. Sonntag vor der Passionszeit, 16. Februar 2025

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Verkündigung zum 3. Sonntag vor der Passionszeit, 16. Februar 2025

16.02.2025

über 1. Könige 16,29-17,6 (Lut17); gehalten in der Annenkapelle des Doms zu Freiberg im Rahmen eines Familien-Gottesdienstes von Dompfarrer Dr. Gunnar Wiegand

Text der Verkündigung: 1. Könige 16,29-17,6

Liebe Brüder und Schwestern,

Elia am Bach Krit. Alleine, versteckt. Wütend auf die Königin: sie hat dem Holzgott Baal einen Tempel bauen lassen. Elia, enttäuscht über sich selber, weil er die Leute nicht von Gott überzeugen konnte. Angst, dass sich der König und die Königin vielleicht an ihm rächen könnten. Scham über diese harten Worte… verstecken, einfach nur weg. Trauer, weil er jetzt allein ist, in dieser Wüste an diesem Bach ohne zu essen…

Und dann kommen da diese Raben. Sie sind im ersten Moment ganz eigenartig. Sie versorgen diesen Elia… Diese schwarzen Vögel. Ich höre schier ihr Krächzen, ihre Stimmen, ich sehe ihre Augen vor mir… da kommen mir verschiedene – eher gruselige – Bilder vor Augen: „Die Vögel“ von Alfred Hitchcock oder „Krabat“ von Otfried Preußler… bedrohlich, unheimlich. Wie ein Alptraum.

Ein Bild des Inneren, der Angst von Elia? Vielleicht auch Reue, dass er so viele Menschen ins Unglück stürzt mit allen Konsequenzen auch für ihn selber? „So wahr der HERR, der Gott Israels, lebt, vor dem ich stehe: Es soll diese Jahre weder Tau noch Regen kommen, ich sage es denn.“

Kennt ihr diese bedrückende Einsamkeit… diese Mischung aus Wut, Scham, Angst und Trauer?

Und dann ist da aber doch auch die andere Seite dieser Raben… sie bringen etwas… Fleisch… ganz viel… mehr als er braucht… es erinnert an die Speisung bei der Wüstenwanderung des Volkes Israel (Num11). Diese Raben sind gar nicht gruselig. Sie helfen. Sie sind gut, eher wie gute Schutzengel. Da kommt mir noch ein anderes Bild: Viele flatternde Engel – so wie es Händel im Messias in „Glory to God“ vertont. Auf deutsch: „Und die Menge der Himmlischen Heerscharen lobten Gott und sprachen… Ehre sei Gott.“ Ja, Raben wie so flatternde Engel… nur mit dunklem Gefieder. Sie versorgen Elia und tun ihm Gutes.

Und dann leisten diese Raben Elia ja auch Gesellschaft in seiner Einsamkeit, machen ihn wieder froh… wo er doch traurig ist. Da erinnere ich mich an eine Geschichte. Nämlich die Geschichte von Kalle Schwarzrock – in Ferien auf Saltkrokan von Astrid Lindgren. Ich habe diese Geschichte erst neulich meinen Kindern vorgelesen. Dieser Rabe ist ein guter Freund der Kinder auf dieser Ferieninsel. Pelle Melcherson – einer dieser Kinder – versucht diesem zahmen Raben das Sprechen beizubringen… was nicht so recht gelingt. Schließlich fragen sich die Kinder sogar, ob dieser Rabe Kalle Schwarzrock wohl ein verzauberter Prinz ist?... Ein Prinz wird er zwar nicht, aber für einige Zeit ein abwechslungsreicher Begleiter, dem so manches erzählt wird… ein zahmer Rabe, ein guter Rabe, ein Freund, einer, der den Kindern zuhört, ihnen Gesellschaft leistet.

Elia war einsam… Ich kenne das. Denn einsam und allein mit meinen Gefühlen war auch ich immer wieder, z.B. wenn ich krank war. An mein Bett gefesselt, der Krankheit ausgeliefert, gequält von Symptomen… schon auch manchmal im Krankenhaus, wie neulich erst mein Sohn.

Und dann habe ich einen Krankenbesuch gekriegt, von meinen Eltern oder einem Freund, der mir vielleicht ein Buch vorbeigebracht hat, einen schönen Blumenstrauß, einen guten Gesundheitssaft oder Süßigkeiten… Und schon ging es wieder ein bisschen besser. Jemand hat an mich gedacht. Kennt ihr das?

Manchmal fühlen wir uns im Leben einsam, verlassen. Wir sind traurig oder wütend. Manchmal liegt es an uns selber, manchmal werden wir von anderen ausgegrenzt. Manchmal zwingt uns das Leben – vielleicht eine Krankheit – in die Einsamkeit. Und dann sind da diese Gedanken… sie flattern wie so Gefieder von Raben. Manchmal sind das böse Gedanken, negative Gefühle, gruselig und unheimlich.  Aber bei Elia erfahren wir: Gott ist da, er versorgt uns. Auch dafür stehen die Raben, Raben wie Engel. Da kommt die Mamma oder der Papa streichelt über den Kopf, ein Freund bringt uns ein kleines Geschenk… das vertreibt die Bösen Gedanken, die Angst, Wut oder Scham.

So einen guten Raben – wie Kalle Schwarzrock – solche Begleiter im Leben wünsche ich euch! Amen.

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